
Pacific Crest Trail: Überquerung der Sierra
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Der Beginn eines Abenteuers mit offenem Ende. Folge NoNormal-Botschafter Tom Ferstl auf seinem epischen Abenteuer auf dem Pacific Crest Trail , einem 4.265 Kilometer langen Trail, der sich von Mexiko bis Kanada erstreckt. Falls du es noch nicht getan hast: Schau dir Teil eins und zwei seiner inspirierenden Reise an! Wenn du mehr über seine Ausrüstung erfahren möchtest – PCT – Was du einpacken solltest
Die Wüste spuckte uns bei Kennedy Meadows aus. Schmutzige Füße, sonnenverbrannte Beine, große Augen. Es gab Gelächter, aber darunter – ein nervöses Summen. Das war es. Der Beginn der Sierra .
Die Bärendose ist beladen. Der Rucksack ist so schwer wie Schuld. Die ersten Schritte Richtung Norden fühlten sich an, als würde man in eine andere Geschichte hineingehen. Tagelang Granit. Laut rauschende Flüsse. Schnee klebt noch an den Schatten.
Zuerst traf mich die Höhe. Dann die Anstiege. Dann die Kälte.
Mount Whitney vor Sonnenaufgang. Ich verließ das Lager zu einer unwirschen Zeit, die Stirnlampe tanzte auf dem gefrorenen Fels. Die Hände waren taub, die Lunge brannte, aber dieser Himmel – ein sanftes Orange, das sich über die Gipfel ergoss – ließ alles wie einen Traum erscheinen. Oben sagte niemand viel. Musste es auch nicht. Kalter Wind. Stille Ehrfurcht.
Als nächstes der Forester Pass. Serpentinen wie Treppen ins Nirgendwo. Steile und unübersichtliche Schneefelder. Dieser Schneewechtenüberhang oben? Noch unübersichtlicher. Aber wenn man da steht und zurückblickt, lacht man einfach. Nicht, weil es lustig ist. Weil man es geschafft hat.
Glen. Pinchot. Mather. Muir. Selden. Jeder Pass seine eigene Geschichte. Lange Anstiege, Abstiege durch Pfostenlöcher, gefrorene Zehen und Gletscherseen, die wie Postkarten aussahen. Wir filterten Schmelzwasser und tränkten unsere wunden Füße. Wir zelteten hoch oben, wo der Wind die ganze Nacht heulte. Wir schliefen trotzdem.
Eines Tages schneite es seitlich. Eines Tages donnerte es stundenlang. Eines Tages war es einfach nur blauer Himmel und Stille. Hier draußen kann man sich nichts aussuchen – man nimmt, was der Berg hergibt.
Dann kamen die Mücken. Wolkenweise. Keine Gnade. Sie folgten dir bergauf und talabwärts. Du hast beim Gehen zu Abend gegessen. Du hast beim Laufen gepinkelt. Trotzdem wurdest du gestochen. Niemand ist immun. Evolution Valley war Krieg. DEET wurde zu Parfüm.
In Bishop per Anhalter rausgefahren. Wieder reingetrampt. Vor VVR keine Snacks mehr. Die letzte Tortilla gegessen, als wäre es ein feines Abendessen. Im Laden in Mammoth zu viel ausgegeben. Trotzdem vor Tuolumne wieder nichts mehr. Nichts lehrt einen so gut, mit Geld umzugehen, wie zwei 3.000-Meter-Pässe hintereinander mit einer halb leeren Getränkedose.
Sie spüren, wie sich die Lage verändert. Die steilen Anstiege werden sanfter. Der Schnee weicht zurück. Die Kiefern werden dichter. Weniger Eis, mehr Dreck. Ihre Beine, die einst kreischten, gleiten jetzt dahin. 40 Kilometer fühlen sich nicht mehr so verrückt an. Ein ganz normaler Tag. Und dann der Ebbets Pass.
Das war magisch.
Wir hatten nichts erwartet, nur eine weitere Straßenüberquerung. Aber dann – Zauber des Weges: große Kühlbox, Klappstühle, literweise Milch, Müsli.
Getreide.
Wir saßen fast drei Stunden da und gossen uns eine Schüssel nach der anderen ein wie Kinder, die gerade Zucker entdeckt hatten. Frosted Flakes, Raisin Bran, sogar dieses seltsame Müsli mit getrockneten Erdbeeren. Wir schlürften Milch wie Wein. Jemand spielte Musik. Jemand weinte, sagte aber nicht warum. Es war perfekt.
Keine Meilen. Keine Sorgen. Nur Müsli und Sonnenschein.
Duschen. Pizza. Lärm. Gesichter. WLAN. Echte Toiletten.
Sie sind sozusagen wieder in der Welt. Aber Sie hören immer noch den Wind auf dem Glen Pass, die Stille auf dem Gipfel des Whitney, das Plätschern des Schmelzwassers im Lager.
Die Sierra besteht nicht nur aus Bergen. Hier wird alles abgespeckt. Hier draußen hat man keine Zeit, etwas vorzutäuschen. Man ist müde oder nicht. Man läuft weiter oder nicht. Die Aussicht ist egal. Der Weg ist egal. Aber Sie nicht. Irgendwann fängt es an, Ihnen wirklich etwas zu bedeuten.
Es geht nicht um Meilen. Nicht um Tempo.
Sondern darum, dabei zu sein.
Und das ist es, was hängen bleibt.
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Tauchen Sie ein in Toms Blog und folgen Sie seiner Reise entlang des Pacific Crest Trails – einem Weg, bei dem es nicht nur um Kilometer, sondern auch um die richtige Einstellung geht. Mit jedem Schritt hinterfragt er, was wir als „normal“ bezeichnen, und definiert es nach seinen eigenen Vorstellungen neu. Es ist roh, echt und wird von keinem normalen Kaffee angetrieben – denn hier draußen reicht Gewöhnliches einfach nicht aus.
Pacific Crest Trail: Teil Eins