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Artikel: Artikel im NZZ Bellvue

Coffee

Artikel im NZZ Bellvue

PREMIUM-KAFFEE FÜR DEN OUTDOOR

Kann ein Schweizer Startup Kaffee aus der Tube herstellen – schmeckt er?

Sonja Siegenthaler

NZZ Bellevue 29.02.2024

Es gibt unzählige Möglichkeiten, Kaffee zuzubereiten, dieses Jahr kommt eine hinzu: Das Startup No Normal Coffee bringt Tubenkaffee auf den Markt. Wir haben das Produkt getestet.

Alexander Häberlin und Philippe Greinacher lernten sich als Teenager im Wasserski- und Wakeboardclub kennen. Seitdem sind sie enge Freunde und die Natur ist ein zentraler Bestandteil ihres Lebens geblieben. Regelmäßig unternehmen sie Skitouren, Wanderungen und Surftrips. In den Pausen, in den ruhigen Momenten zwischen Abenteuerrausch und Wildnisruhe, ist Kaffee für sie unverzichtbar.

Doch jedes Mal standen sie vor der Entscheidung: Entweder jede Menge Equipment – ​​Kaffeemühle, Kaffeepresse, Wasser, Bohnen – im Rucksack mitschleppen oder sich mit Instantkaffee zufrieden geben. „Wir mussten uns eine bessere Lösung einfallen lassen“, sagt Greinacher. Also kamen sie auf den Kaffee in der Alutube – und aus dem Scherz wurde No Normal Coffee, „der erste Premium-Outdoor-Kaffee in der Tube.“

„Kaffee aus der Tube“ klingt zunächst merkwürdig. Doch in der schlicht modernen Verpackung steckt nichts als Kaffeekonzentrat – aufgebrühter Kaffee, dem Wasser entzogen wird. So soll das Geschmacksprofil erhalten bleiben. Neben Fairtrade-Arabica-Kaffeebohnen aus Peru und Kolumbien finden sich in der Alutube Bio-Rübenzucker aus Emmental und natürliche Verdickungsmittel.

Ein Teelöffel Konzentrat ergibt je nach Dosierung 25 Espressi oder 15 große Tassen Kaffee. Die dicke Paste wird mit heißem oder kaltem Wasser angerührt.

Geschmacklich überzeugt der Tubenkaffee. Das Aroma ist überraschend kräftig, mit einer leichten Schokoladennote und minimaler Säure. No Normal Coffee lässt Instantprodukte wie Nescafé damit um Längen hinter sich. Einzig die leichte Süße verwirrt – moderne Kaffeetrinker sind es zu sehr gewohnt, in ihrem Spezialitätenkaffee keinen Zucker zu haben, um den Barista zufriedenzustellen.

„Ich persönlich trinke meinen Espresso im Büro ohne Zucker“, sagt Greinacher, der für Werbeagenturen, Medienhäuser, Innovationsprogramme und später für große Startups gearbeitet hat. Doch draußen, morgens nach einer kurzen Nacht im Zelt mit kalten Füßen, ist Zucker willkommen. Denn er gibt dem Körper schnell Energie. Dass ihr Kaffee mit Zucker vielleicht nicht jedem modernen Genießer schmeckt, ist den Gründern bewusst: „Wir müssen mit unserem Kaffee nicht jeden glücklich machen, aber ein gewisses Maß an Geschmack muss schon vorhanden sein.“

Die Kaffeepaste aus der Tube kann man übrigens sogar essen. Das war zwar nicht das ursprüngliche Ziel des Startups – doch mit dem Verkosten zeigte sich die Vielseitigkeit des Produkts: Auf Brot, Obst oder im Espresso-Martinis schmeckt das Konzentrat genauso gut. Ein Koffein-Kick zum Naschen ist es: Ein Teelöffel davon hat so viel Koffein wie ein Espresso. So können auch Tiramisu, ein Proteinshake oder eine Fleischmarinade zum Muntermacher für zwischendurch werden.

Klar, Alutuben sind praktisch. Aber man ist es eher gewohnt, darin Fertigprodukte aus dem Supermarkt zu finden, nicht etwas mit der Aufschrift „Premium“. Allerdings schütze die Tube den Inhalt besser als Plastik oder Glas, sie sei recyclebar und passe in jeden Rucksack, so das Startup. Und: Die Schweiz ist ein Tubenland. Anders als anderswo kommen hier viele Lebensmittel wie Mayonnaise oder Senf aus der Tube, nicht nur Zahnpasta und Klebstoff. „Wir präsentieren der Welt ein völlig neues Produkt – in einer altbewährten Verpackung, die jeder kennt und versteht“, sagt Alexander Häberlin, der im Bereich Industriedesign und Marketing arbeitet. So merkwürdig klingt die Idee dann doch nicht mehr.

Und es ist so simpel, dass es eigentlich überraschend ist, dass ein Schweizer Startup – gegründet von zwei Außenseitern – seine Idee im milliardenschweren Kaffeegeschäft verwirklicht hat. Nestlé habe zwar vor rund zehn Jahren ein ähnliches Produkt namens «Coffee and Cream» in Neuseeland und Australien getestet, erzählen die Gründer im Podcast mit « Swisspreneurs ». Doch es wurde eingestellt.

Für die Großen ist die Nische zu klein und für die Kleinen zu groß – und eine verpasste Chance, glaubt Philippe Greinacher.

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